ARRtist on AIR: Von Agentur zu Agentic – Die Transformation von Honeysales
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Was tust du, wenn dein Geschäftsmodell funktioniert – aber nicht dorthin führt, wo du wirklich hinwillst? Daniel Brusch, Gründer und CEO von HoneySales, hat genau das erlebt. In einem schonungslos offenen Gespräch erzählt er, wie er eine florierende Agentur mit über 100.000 € Monatsumsatz bewusst herunterfuhr, um daraus eine SaaS-Plattform zu bauen – und warum es dafür den härtesten Schritt seiner Karriere brauchte.
Der Anfang: Agenturumsatz statt Investorenkapital
2021 startete HoneySales als Managed-Service-Modell für B2B-Leadgenerierung. Das Ziel war von Anfang an klar: eine skalierbare SaaS-Plattform. Doch der Weg dahin führte zuerst über Umsatz, nicht über Fundraising.
„Wir hatten eine klare Vision. Aber die Tech-Infrastruktur war noch nicht da – also haben wir Meetings verkauft, mit Menschen, nicht mit Software“, erklärt Daniel. Trotz der frühen Skepsis vieler Investoren („Das ist doch nur eine Agentur“), schaffte es HoneySales mit einem pragmatischen Fokus auf Umsatz, sich zu finanzieren und erste Kundenbindung aufzubauen.
Der mutige Schritt: Altes kippen, Neues bauen
Als 2023 endlich die Finanzierungsrunde stand, kam der Bruch: Das Servicegeschäft – bis dahin Cash Engine und Sicherheit – sollte abgeschaltet werden. Der Plan: Fokus komplett auf Produkt und Plattform. Doch dieser Pivot hatte einen Preis.
„Ich war neun Monate lang einfach nur müde“, sagt Daniel rückblickend. „Das Team musste neu aufgestellt werden, Kunden waren verwirrt, der Umsatz brach ein. Es war wie eine neue Firma gründen – mit der alten im Nacken.“
Besonders schwierig: Die Kunden waren keine Tool-Nutzer, sondern Ergebnis-Käufer. Sie wollten Meetings, keine Software. Die Übergangszeit bedeutete also nicht nur technischen Umbau, sondern auch psychologisches Reframing – intern wie extern.
Was funktioniert hat – und was nicht
Heute ist HoneySales eine SaaS-Lösung für signalbasierten B2B-Vertrieb. Die Plattform erkennt Trigger-Events wie Jobwechsel, Marktbewegungen oder relevante News – und leitet daraus personalisierte Vertriebsaktionen ab. Mit dem Sprung zu Agentic AI geht HoneySales nun noch einen Schritt weiter: ein digitaler Sales-Assistent, der individuelle Handlungsempfehlungen gibt, statt nur Daten zu liefern.
Daniel gibt zu: „Mit dem Wissen von heute hätte ich den Service vielleicht länger laufen lassen, bis das Produkt so weit war.“ Aber der Lernprozess – Produkt-Market-Fit, Teamumbau, Fundraising-Story – war unbezahlbar.
Sales neu denken: Agentic AI als Wegbereiter
Für Daniel ist Agentic AI kein Hype, sondern logische Konsequenz. Viele Sales-Tools seien heute nur dann wirksam, wenn sie perfekt konfiguriert sind – was in der Realität selten geschieht. Die Zukunft, sagt er, liegt in Tools, die sich selbst optimieren:
„Ein guter Sales Coach kostet Zeit und Geld – ein smarter Agent aber kann 24/7 helfen, ICPs zu justieren, Signale zu erkennen und Prioritäten zu setzen.“
Was früher Wochen brauchte, ist jetzt in Minuten möglich. Genau darin sieht Daniel die neue Chance: nicht einfach Software-as-a-Service, sondern Sales-as-a-Coach – direkt im Browser, direkt einsatzbereit.
Fazit: Kein Pivot ohne Schmerz – aber mit Sinn
Die Reise von HoneySales ist ein Lehrbuchbeispiel für den Mut zur Transformation. Daniel hat nicht nur ein funktionierendes Modell in Frage gestellt, sondern den steinigen Weg zur Produktvision durchgezogen. Heute steht er mit HoneySales an der Schwelle zur nächsten Welle: smarter, skalierbarer und – wie er selbst sagt – mit mehr Substanz denn je.